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Flügelaltar kehrt zurück ins Atelier

Zum Tag der offenen Künstlerwerkstatt kann Herbert Muckenschnabl sein Werk von 1995 im Original zeigen.

Von Ursula Langesee

Am nächsten Sonntag, öffnen niederbayernweit Künstler wieder ihre Werkstätten. Dabei ist auch Herbert Muckenschnabl aus Schönanger. Der Maler, Druckgrafiker und Zeichner kann in seinem Atelier ein besonderes Werk herzeigen: Er restauriert den Flügelaltar, den er vor 21 Jahren für die Kapelle in Schönanger geschaffen hatte.
Damals war das Kirchlein, das 1847 dem hl. Josef geweiht worden war, letztmals renoviert worden. Neben den Bauschäden haben die Dorferneuerung Schönanger und der Abschluss der Flurbereinigung den Anstoß dazu gegeben. Muckenschnabl übernahm nicht nur das Malen des Altarbildes, sondern die gesamte Innengestaltung.
"Ursprünglich war die Apsis mal ausgemalt gewesen. Aber davon war nichts mehr zu sehen. So überlegte ich mir Motive zum Schutzpatron der Kapelle, dem heiligen Josef", erzählt der pensionierte Kunstpädagoge. Er kam auf die Idee mit dem Flügelaltar mit der Werktagsansicht (geschlossene Flügel) und der Sonntags-/Feiertagsansicht (offene Flügel).
Geschlossen zeigt der Altar "Josef, den Zimmermann" inmitten seiner Arbeitswelt. Dabei schauen ihm Maria, Jesus und Jakobus zu, der Bruder des Herrn und nach dem Tode Jesu der Führer der Urkirche in Jerusalem. "Der Josef ist in den Darstellungen immer so benachteiligt. Da habe ich ihm in dieser Darstellung des Alltags noch ein Kind ´untergejubelt`" , schmunzelt Muckenschnabl.
Für die große Ansicht wählte er das Thema "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten". Hier wird Josef als Beschützer von Frau und Kind dargestellt. Die kleine Familie hat in der Natur einen Unterschlupf gefunden. In den Bildaufbau eingearbeitet wurde vom Künstler das dreieckige "Auge Gottes", das mal über dem Eingang zur Kapelle angedacht war. Josef, der sich schützend über Maria mit dem Kind im Arm beugt, steht hier als oberste Spitze der Dreieckskomposition, die in der Kirche als Sinnbild für die heilige Dreifaltigkeit gilt.
Auch die vier Glasfenster der Kapelle zeigen Motive aus dem Leben des heiligen Josef. "Josefs Traum " (Matth.1,18-25), "Herbergssuche" (Lk 2, 1-20), "Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter..."(Matth.2,13-15) und "Der zwölfjährige Jesus im Tempel" (Lk 2, 41-52).
Die Feuchtigkeit in dem Kirchlein hat dem Flügelaltar geschadet. Überall hat sich Schimmel angesetzt. "Mit der Gemeinde Neuschönau, der das sakrale Gebäude gehört, habe ich vereinbart, dass ich selbst den Schaden behebe und wir keinen Restaurator beschäftigen. Wenn die Malerei hinterher nicht mehr so exakt ist, dann geht das auf mich. Ich habe ja ohnehin das Urheberrecht", erklärt Muckenschnabl.
Seit Mittwoch ist der Flügelaltar wieder in seinem Atelier. Zunächst hat er versucht, den Schimmel abzuwaschen. Nach dem Trocknen wird er die Bilder vollständig mit Öl- statt mit den ursprünglichen Temperafarben überarbeiten und hofft, dass diese dann resistenter gegen die Feuchtigkeit sind. Er rechnet mit drei Wochen Arbeit.
Beim "Tag des offenen Ateliers" am nächsten Sonntag von 13 bis 19 Uhr sind schon die ersten neuen Pinselstriche zu erkennen. Das ist auch eine gute Gelegenheit für alle, den Flügelaltar ganz nah zu sehen, die bisher vor verschlossenen Kapellentüren standen.